Eine geschichtsträchtige Stadt
Ein gallisches Oppidum am Loir
Seit uralten Zeiten lebte eine befestigte Stadt mit Galliern vom Volk der der Carnuten am Loir, genau hier am Felsvorsprung wo sich heute die Stadt Châteaudun befindet. Der keltische Wortteil „dun“, mit dem ein höher gelegener, befestigter Ort bezeichnet wurde, ist im Namen der Stadt bis heute erhalten geblieben.
Die Festungsstadt der Grafen von Blois
Der erste Landgraf von Châteaudun war Thibaud le Tricheur, in der Mitte des 10. Jahrhunderts, ursprünglich Graf von Blois, später auch von Tours, Chartres und Châteaudun. Die Stadt war bereits mit einer Holzburg und einer Einfriedung befestigt, die im Laufe des Mittelalters erweitert und ausgebaut wurden. Bis ins 15. Jahrhundert hinein blieb das Dunois fast 450 Jahre lang im Besitz der Grafen von Blois, die die Führung der Amtsgeschäfte vor Ort an die Vizegrafen (Vicomtes) delegierten.
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurde unweit der befestigten Burg eine Abtei gegründet. 1197 erhielt Châteaudun schließlich vom Grafen von Blois das Stadtrecht und damit eine gewisse Autonomie. Ebenfalls Ende des 12. Jahrhunderts ließ Thibault V., Graf von Blois, den großen runden Wehrturm, den Donjon errichten. Ende des 13. Jahrhunderts erreichten die Stadtmauern ihre maximale Ausdehnung, so dass die rund zehn Hektar große eingefriedete Fläche der Abbaye de la Madeleine, dem Hôtel-Dieu und der Stiftskirche Saint-André Schutz bietet.
Ein neuer Schlossherr : Jean de Dunois
Ende des 14. Jahrhunderts erwarb der Herzog Louis d'Orléans die Grafschaften Blois und Dunois sowie die Vizegrafschaft von Châteaudun. Beerbt wurde er von seinem ältesten Sohn Charles, bekannt für seine poetische Ader. Der überließ die Grafschaft Dunois und die Vizegrafschaft Châteaudun seinem Halbbruder Jean d'Orléans. Jean war ein großer Heerführer unter König Karl VII., er war ein Cousin und einer der Mitstreiter von Jeanne d'Arc. Als Jean de Dunois ließ er die alte Burg zerstören, um die Sainte Chapelle und den nach ihm benannten Schlossflügel zu errichten.
Seine Nachkommen, die Herzöge von Longueville, fügten einen zweiten Flügel hinzu, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts fertig gestellt wurde.
Blüte der Stadt im 16. und 17. Jahrhundert
Bis ins 17. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt dank der Textilindustrie mit der Herstellung von Tuch, Bekleidung und Decken hervorragend. Die Gerbereien machten ein gutes Geschäft und die Textilhandwerker nutzten die entlang des Loirs errichteten Werkstätten intensiv. Châteaudun ist außerdem mit Viehzucht, Wein- und Getreideanbau stark landwirtschaftlich geprägt.
Entstehung der Neustadt im 18. Jahrhundert
Am 20. Juni 1723 verwüstete ein verheerender Brand den größten Teil der auf dem Felsvorsprung gelegenen Altstadt. Lediglich das Schloss, die Abbaye de la Madeleine und einige Straßenzüge zwischen beiden Gebäuden, darunter die Rue Saint-Lubin, blieben erhalten. Die französische Regierung entsandte Jules Michel Hardouin, den Architekten des Königs, um einen neuen Grundriss zu entwerfen. Die Stadt wurde daraufhin im klassizistischen Stil nach einem eher nüchternen, aber raffinierten Stadtmodell wieder aufgebaut. Im Zentrum der Neustadt steht ein großer rechteckiger Platz, das Herz der Stadt.
Seit dem Mittelalter hatte Châteaudun stets eine stark religiöse Ausrichtung. Den rund 5.000 bis 6.000 Einwohnern standen mehr als zwanzig Kirchen und Kapellen zur Verfügung. Einige dieser Sakralbauten, die den Brand unbeschadet überstanden hatten oder wieder aufgebaut worden waren, verschwanden jedoch während der Revolution endgültig, als religiöse Gebäude verkauft oder zerstört wurden. Von den sieben Pfarreien, die vor der Revolution existierten, waren es nach 1795 nur drei übrig: la Madeleine, Saint-Valérien und Saint-Jean.
Die Schlacht vom 18. Oktober 1870
Am 18. Oktober 1870 verteidigten während des deutsch-französischen Krieges fast 1.200 Freischärler und Nationalgarden die Stadt gegen eine preußische Division, die zehnmal so stark war. Nach erbitterten Kämpfen und dem unvermeidlichen Rückzug der Verteidiger wurde die Stadt niedergebrannt und erlitt verheerende Schäden. Für ihren heroischen Einsatz aber wurde ihr 1877 das Kreuz der Ehrenlegion verliehen, das seitdem voll Stolz das Stadtwappen ziert.
Die Modernisierung im 19. Jahrhundert
Ende des 19. Jahrhunderts erhielt die Stadt eine geregelte Wasserversorgung auch im oberen Teil. Bäder und Badeanstalten wurden gebaut, die Gasbeleuchtung eingeführt und schon seit 1865 gab es eine Bahnstation. Die städtebaulichen Veränderungen waren also enorm.
Zwei Weltkriege
Während des Ersten Weltkriegs war Châteaudun Standort mehrerer Krankenhäuser im Hinterland. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt mehrmals bombardiert. Am zerstörerischsten waren die Angriffe in den Jahren 1940 und 1944. Das Bahnhofsviertel, die Luftwaffenbasis und das Viertel Madeleine waren besonders stark zerstört. Erst am 17. August 1944 wurde die Stadt mit Unterstützung durch heimische Widerstandskämpfer von amerikanischen Truppen befreit.
Châteaudun hat viele Prüfungen und Herausforderungen durchlitten, konnte jedoch immer wieder stolz ihr Haupt erheben. Daher das Motto der Stadt: Extincta Revivisco - „Erloschen und wiedererstanden“.